Albisheim a. d. Pfrimm (Rheinland-Pfalz)

Datei:Rheinhessen 1905.pngGöllheim in KIB.svg Albisheim mit derzeit ca. 1.800 Einwohnern ist ein Ortsteil der Verbandsgemeinde Göllheim im Donnersberg-Kreis – ca. 25 Kilometer westlich von Worms gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905 mit Eintrag von Göllheim, aus: wikipedia.org, gemeinfrei  und  Kartenskizze 'Donnersbergkreis' mit Göllheim rot markiert, Hagar 2010, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Im Dorf Albisheim liegen die Wurzeln der kleinen israelitischen Gemeinde in der ersten Hälfte des  18.Jahrhunderts. Juden wurden 1722 hier erstmals erwähnt. In der Folgezeit (bis 1790) lassen sich drei jüdische Familien mit ihren Angehörigen nachweisen.

Gottesdienstliche Zusammenkünfte in einer privaten Betstube sind seit ca. 1740 nachweisbar („... dieselbe besteht nicht als eigenes Gebäude, sonders das Haus ist Eigenthum von drey Familien, und wird das Local von denselben ohnentgeldlich abgegeben.“). Bis in die 1850er Jahre soll in Albisheim der Synagogenraum genutzt worden sein. Als dann die Albisheimer Juden der Kultusgemeinde Sausenheim zugeteilt wurden, soll auch der hiesige Betraum aufgegeben worden sein.

Ein kleines Begräbnisareal nördlich des Ortes (in Richtung Gauersheim) zählte seit den 1860er Jahren zu den gemeindlichen Einrichtungen; zuvor waren Verstorbene auf dem Friedhof in Kirchheimbolanden begraben worden.

Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Kaiserslautern.

Juden in Albisheim:

--- um 1790 ........................  3 jüdische Familien,

--- 1801 ........................... 20 Juden,

--- 1825 ........................... 38   “  ,

--- 1835 ........................... 35   “  ,

--- 1870 ........................... 44   “  ,

--- 1890 ........................... 37   “  ,

--- 1925 ........................... 36   “  (ca. 3% d. Dorfbev.),

--- 1933 ...........................  8 jüdische Familien.

Angaben aus: Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “, S. 69

 

Mit ca. 45 Angehörigen erreichte die Albisheimer Judenschaft um 1860/1870 ihren zahlenmäßigen Höchststand.

Zu Beginn der 1930er Jahre lebten in der Ortschaft noch acht jüdische Familien, die nun mit dem benachbarten Gauersheim eine gemeinsame Kultusgemeinde bildeten.

Nachweislich wurden sieben jüdische Bewohner Albisheims Opfer der Shoa; weitere acht, die im Dorf gebürtig bzw. längere Zeit hier gelebt hatten, wurden von ihren neuen Wohnorten in die Vernichtungslager deportiert und dort ermordet (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/albisheim_synagoge.htm).

 

Nachdem jahrzehntelang im Ort keinerlei sichtbare Hinweise (Gedenktafel o.ä.) auf das Vorhandensein einer jüdischen Gemeinde bzw. auf das Schicksal der in der NS-Zeit deportierten und ermordeten jüdischen Dorfbewohner vorhanden waren, ließ der Geschichts- und Heimatverein im Zusammenwirken mit der Ortsgemeinde im Jahre 2015 am Gemeindepark eine Gedenktafel anbringen, die namentlich der Shoa-Opfer der ehemaligen Kultusgemeinde gedenkt.

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20401/Albisheim%20Gedenken%202501.jpg Aufn. Dieter Runck, 2015

An dem Gebäude an der Hauptstraße, in dem sich ehemals die Betstube der wenigen jüdischen Familien befunden hatte, erinnert eine Tafel an die kleine jüdische Gemeinschaft in Albisheim.

In dem Text heißt es u.a. „ Im Jahr 1824 besaßen die sieben jüdischen Familien, welche in Albisheim wohnten, kein eigenes Synagogengebäude, sondern eine Betstube. Diese befand sich 'eine Stiege hoch' im Obergeschoss eines Gebäudes, das im Besitz von drei Familien war. … Dieses Anwesen an der Ecke Ratsgasse/Hauptstraße war zu dieser Zeit im Besitz der jüdischen Familien Lob und Leobold. 1852 wurde die Synagoge nachweislich noch benutzt. … Im Jahr 1894 kaufte der Bäcker Heinrich Heeß das Anwesen, das Anfang des 20. Jahrhunderts vom Bäcker Heinrich Funk übernommen wurde. Das damalige Café Funk war Treffpunkt der 'gehobenen' Gesellschaft aus der näheren Umgebung. Nach längerem Leerstand kaufte die damalige Raiffeisenbank, heutige Volksbank, das Gebäude und baute es 2006 zu einem Wohnhaus um".

 

Das am Osthang des Wingertsberges liegende ca. 800 m² große Areal der jüdischen Fríedhofs weist – neben Steinrelikten - noch etwa 30 erhaltengebliebene Grabsteine auf.

Zellertal Albisheim (6).jpgZellertal Albisheim (2).jpg 

Jüdischer Friedhof in Albisheim (Aufn. MTT 2021, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0)

 

vgl. dazu:  Göllheim (Rheinland-Pfalz)

vgl. dazu:  Biedesheim (Rheinland-Pfalz)

vgl. dazu:  Weitersweiler (Rheinland-Pfalz)

vgl. dazu:  Gauersheim (Rheinland-Pfalz)

 

 

 

Weitere Informationen:

Hermann Arnold, Von den Juden in der Pfalz, Speyer 1967, S. 18 u. S. 97 f.

Rüdiger Unger, Festschrift zur 1150-Jahr-Feier der Gemeinde Albisheim, 1986

Nordpfälzer Geschichtsverein (Hrg.), Jüdisches Leben in der Nordpfalz - Dokumentation, Verlag F. Arbogast, Otterbach 1992, S. 31, S. 54/55

Bernhard Kukatzki, Jüdische Kultuseinrichtungen in der Verbandsgemeinde Göllheim. Synagogen, Friedhöfe und Ritualbäder in Albisheim, Biedesheim, Bubenheim, Göllheim und Weitersweiler, Schifferstadt 1996, S. 25

Rüdiger Unger, Die jüdischen Friedhöfe von Albisheim und Gauersheim, in: "Donnersberg-Jahrbuch", No.21/1998, S. 130 ff.

Albisheim, in: alemannia-judaica.de

S. Fischbach/I. Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “ Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland , Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 69

Otmar Weber, Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südwestpfalz, Hrg. Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz (Landau), Dahn 2005, S. 40/41

Rainer Schroedel (Bearb.), Der jüdische Friedhof von Albisheim, Hrg. Ortsgemeinde Albisheim, 2008 - entnommen aus: Rüdiger Unger, Festschrift zur 1150-Jahr-Feier der Gemeinde Albisheim von 1986 (online abrufbar unter: albisheim-pfrimm.de)

Detlef Uhrig, Auslöschen des jüdischen Lebens, Flucht, Deportation und Vernichtung, Kaiserslautern 2015 (online abrufbar unter: detlefuhrig.de)

Verfolgt - vertrieben - deportiert - ermordet - Juden in Albisheim (Broschüre), hrg. vom Geschichts- und Heimatverein Albisheim/Pfrimm e.V., 2015 (online abrufbar unter: detlefuhrig.de)

Dieter Runk/Ortsgemeinde Albisheim (Red.), Gedenktafel für die verfolgten, deportierten und ermordeten jüdischen Bürger Albisheims, online abrufbar unter: albisheim.de/ vom 8.11.2015